Philoktet
Philoktet by Heiner Müller (after Sophocles).
Der DDR-Autor, Dramaturg, Dichter und Regisseur Heiner Müller
brauchte 7 Jahre, um das Stück Philoktet fertigzustellen. Er
startete das Projekt im Jahr 1958 und nahm als Grundlage die
wichtige Tragödie Sophokles' sowie die anti-nationalistischen
Stücke Bertolt Brechts.
Heiner Müllers Tragödie geht lehr aus. Er konzentriert sich
auf drei Personen (Philoktet, Odysseus und Neoptolemos) und
streicht sowohl die Figur des Herakles sowie den gesamten
Chor. Für ihn gibt es weder einen Gott noch ein Volk. Und
anders als in den griechischen Tragödien ist hier das
Kräfteverhältnis gleichwertig, jeder König besitzt eine
militärische Kraft von 1.000 Männern. Alles, was die drei
Protagonisten machen, tun sie im Dienst. Müller schließt das
Stück im Jahr 1964 ab. Mehr noch als die Geschichte dieser
drei großen Helden des Trojanischen Krieges, die dessen
Ausgang in der Hand haben, geht es bei Müller um die Reflexion
rund um die Tragödie, die Macht und das Korruptionsdebakel
sowie um die politische und menschliche Manipulation im
Allgemeinen. Es ist klar, dass es sich bei Heiner Müllers
Philoktet um eine Wortschlacht handelt, 'Das Wort, das Mord
wird' um nach Hölderlin zu sprechen, die er auch als
anti-kommunistisch bezeichnete. Einerseits geht es um die
Reflexion über das von Hitler oder Stalin aufgebaute Bild: Wer
konnte die besten Worte platzieren, um die Unentschiedenen auf
seine Seite zu ziehen. Andererseits sieht man, wie die drei
Protagonisten das zerstören, was ihnen einmal wesentlich war.
Daraus folgt eine Art Melancholie. Und es handelt sich genau
um diese aktive Melancholie, die wir als Leitfaden für das
gesamte Philoktet-Projekt ziehen, das ein Stück und eine
Ausstellung beinhaltet, und die im Echo zum Stück steht. Diese
Melancholie steht zwischen der von ihrem Inhalt befreiten
Tragödie und dem ontologischen Bruch, den der Abwurf der
Atombombe darstellt.
Schliesslich entsteht sie auch durch die Gegenüberstellung des
Textes von Heiner Müller und dieser neuen Inszenierung und
Julius Robert Oppenheimers Diskurs nach der Bombardierung von
Hiroshima und Nagasaki: Now I am become Death, the destroyer
of worlds (Jetzt bin ich der Tod geworden, der Zerstörer der
Welten).
Director - Karolina Markiewicz
Dramaturgy - Karolina Markiewicz / Pascal Piron
With: Ada Günther, Dennis Laubenthal, Marco Lorenzini
Scenic design and artistic concept - Pascal Piron
Costumes - Belle Sauvage
Music - Nima Azarmgin, Ásta Fanney Sigurðardóttir, Soleil Noir
Digital animations - Eric Schockmel
Lights - Jef Metten
Coordination - Séverine Zimmer